Walt Disney stellt die Ordnung wieder her

In dem Film „Saving Mr. Banks“ erzählt Tom Hanks als Walt Disney Emma Thompson als P.L.Travers von seiner Kindheit und sagt zu ihr: „Ich bin es leid, mich auf diese Weise daran zu erinnern.“ Und sich auf die geplante Verfilmung von Travers Buch „Mary Poppins“ beziehend: „George Banks wird erlöst werden, vielleicht nicht in Wirklichkeit, aber in der Fantasie….Wir stellen die Ordnung wieder her, mit Fantasie“.

Egal, ob er das zur wirklichen P.L.Travers je gesagt hat und egal, ob der Film für Travers die Bilder aus ihrem Buch wohl eher in Unordnung gebracht hat – sie war kein Disney Fan – der fiktive Disney sagt hier auf seine „küchenpsychologische“ Weise trotzdem das Entscheidende: Wir haben einen inneren Maßstab, wie die Dinge sein sollten, hätten sein sollen und Fiktion gibt uns die Chance, die Welt so zu erleben, wie sie unserer inneren Ordnung entspricht. Und, weil uns Elemente in den Filmen und Büchern an uns und unser Leben erinnern, an unsere Ängste und Herausforderungen, an unsere Hoffnungen und Träume, können wir damit auch unser Leben ein wenig aufräumen.
Was wir mit Fiktion bearbeiten, sind nicht die Fakten in unserem Leben, sondern das Gefühl dazu. Die Fiktion arrangiert die „Fakten“ neu, damit das passende Gefühl entstehen kann.

Der Film „Saving Mr. Banks“ erzählt uns, wie eine sehr unglückliche Frau durch ein Happy End in dem Film, zu dem sie das Buch schrieb, Frieden mit dem frühen Alkoholtod ihres geliebten Vaters machen kann. Und wie es Walt Disney am Ende doch noch gelingt, ein Versprechen zu halten, das er seinen Töchter vor 20 Jahren machte. Ein Versprechen gehalten, ein Alkoholiker und Banker gerettet vor der Ödnis seines Berufes, das bringt auch ein wenig mehr Richtigkeit in unser Leben. Die Amish People nennen die in ihrer Gemeinschaft geltenden nicht niedergeschriebenen Regeln für richtiges Verhalten und ein richtiges Leben „Die Ordnung„. Selbst diese Ordnung ist beständiger Anpassung an eine sich verändernde Welt unterworfen. Mit der Justierung unserer inneren Ordnung sind wir wohl ein Leben lang beschäftigt.

Über Greta

Greta Buchholz studierte Theaterwissenschaft, Psychologie und Germanistik an der FreienUniversität Berlin. Ich interessiere mich besonders für Fiktionsbiografien, dafür, wer in welcher Lebenssituation welche Geschichten bevorzugt und auf welche Weise Fiktion unser Leben bereichert.
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Eine Antwort zu Walt Disney stellt die Ordnung wieder her

  1. Maya im Netz sagt:

    Ist das nicht auch der Grund, dass die meisten von uns schreiben? Um eine Parallelwelt zu erfinden, in der die Dinge unserer Kontrolle unterliegen und den Regeln folgen, die wir für stimmig emfpinden?
    Übrigens ein wunderschöner Film, den du hier erwähnst. Einer von denen, der glauben lässt, dass es möglich ist, sich zu versöhnen mit dem was war…

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