Ich höre Stephen Kings „On Writing“. Im ersten Teil erzählt er von einigen Kindheitserlebnissen, in denen seine scheinbar sichere Welt ihm plötzlich äußerst schmerzhafte Erfahrungen zufügt, so wie der Arzt, der ankündigt, er werde ihm nicht weh tun ihm danach mit einer langen Nadel das Trommelfell durchsticht. Nichts wirklich Traumatisierendes schildert er, erwähnt aber, dass er den Unfalltod eines Freundes miterlebt haben muss, ohne sich später daran zu erinnern. Er schildert seine ersten Erfolge und Misserfolge als Schreiber und wie er, sobald er alt genug war ins Kino zu gehen, Fantasy, Science Fiction und Horrorfilme bevorzugte und zusammen mit seinem Freund jede Woche in ein entfernt liegendes Kino fuhr, um sie zu sehen. Welche Erlebnisse für seine Vorliebe für Horrorgeschichten verantwortlich waren, darüber können wir nur spekulieren, seine eigene Auswahl an Erinnerungen, die er seiner im zweiten Teil folgenden Anleitung für angehende Autoren voranstellt, legt nahe, dass er diese Erlebnisse für bedeutsam für seinen Werdegang als Schriftsteller hält.
Ich mag keine Horrorgeschichten, jedenfalls keine, die schlecht ausgehen. „The Fog – Nebel des Grauens“ ist mit seiner deutlich vorhersehbaren Dramaturgie das Maximum, das meine Nerven ertragen. Aber das ist wohl kein grundsätzlicher Unterschied zwischen mir und Stephen King Fans sondern nur eine Frage der Dosierung. Als Fünfjährige zogen uns einige unbewohnte Häuser in der Gegend unwiderstehlich an. Es waren Hexenhäuser und wir waren nie sicher, ob die Hexe noch dort wohnte. Manchmal reichte unser Mut nur bis zum Gartenzaun und wir beobachteten und umkreisten das Haus und suchten nach Hexenzeichen. Kein wirkliches Grauen und kein überraschender Schmerz brachen damals in mein behütetes Leben ein und bis jetzt halte ich das auch so mit dem fiktiven Horror, der da draußen auf mich wartet. Ich bevorzuge Gruseln in kleinen wohldosierten Dosen, wie ein feines Gewürz, das dem Gericht noch den letzten Pfiff gibt. Stephen King wird wohl nicht mehr zu meinem Lieblingsautor.
Stephan King habe ich als Jugendliche verschlungen. Seine Werke waren kein banaler Horror. Vielmehr steckte da eine genaue Beobachtung verschiedener Charaktere, atemberaubende Beschreibungen, Humor und ja auch Gruselmomente. Er besaß eine große Bandbreite, die ich bis dato bei kaum einem anderen Autor entdeckte (außer vielleicht seine Vorliebe zu Maine als Handlungsort). Mit der Zeit hatte ich das Gefühl, dass seine Bücher schwächer werden bis ich irgendwann aufhörte, neue Bücher von ihm zu lesen. Es kursierte auch das Gerücht, dass er nicht mehr in der Lage sei selbst zu schreiben, sondern mit Ghostwritern zusammenarbeitete, da er kaum noch sehen konnte. Er trug schon damals eine dicke Hornbrille. Nun, ich habe nicht recherchiert, um die „wahre“ Erklärung zu finden. Aber das Lesevergnügen, das ich früher hatte, kam nicht mehr wieder. Die Verfilmungen seiner Bücher waren bis auf „The Green Mile“, „Stand by me“ und die „Verurteilten“ meist miserabel, wie ich finde.
Ich bin versucht zu kommentieren, dass da die Greta wohl den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Aber bevor aus so mancher Kopfsteinpflasterstraße am Stadtrand dunkle Gestalten mit eben solchen Absichten aus dem noch dunkleren Dickicht der Grundstücke ins fade Licht der Laternen treten und der Literaturbegeisterten und
kampferbrobten Gärtnerin im Gehölz das Fürchten leeren konnten, halte ichs doch solange noch mit Freud, der in seiner Abhandlung über das Unheimliche sinngemäß schrieb, dass es sich beim Unheimlichen wohl um etwas handele, dass einem im Grunde zutiefst vertraut sei. Kuckuck Kuckuck
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Stephen King ein eigenes Häuschen hat, in dem er seine Horrorgeschichten schreibt, weil er sich selbst so fürchtet….
Ich bin versucht zu kommentieren, dass da die Greta wohl den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Aber bevor aus so mancher Kopfsteinpflasterstraße am Stadtrand dunkle Gestalten mit eben solchen Absichten aus dem noch dunkleren Dickicht der Grundstücke ins fade Licht der Laternen treten und der Literaturbegeisterten und
kampferbrobten Gärtnerin im Gehölz das Fürchten leeren konnten, halte ichs doch solange noch mit Freud, der in seiner Abhandlung über das Unheimliche sinngemäß schrieb, dass es sich beim Unheimlichen wohl um etwas handele, dass einem im Grunde zutiefst vertraut sei. Kuckuck Kuckuck