Töpfern und Erotik

KamatakiIch mag Töpfern. Ich mag Getöpfertes. Ich mag sogar Töpfern im Film. Da ist es manchmal erotisch gemeint wie in Ghost. Und in Kamataki, einem großartigen japanisch- kanadischen Film von Claude Gagnon, ist es Weisheit und Leidenschaft. Dem 22-jährigen Ken, der nach dem Tode des Vaters von der Brücke springt, zeigt es den Weg zurück ins Leben. Er wird zu seinem Onkel Takuma, dem Bruder des Vaters nach Japan geschickt. Der Onkel lebt auf dem Land, ist ein berühmter Künstler, ein Meister in der Herstellung traditioneller japanischer Keramik. Die Stücke werden in einer mehrere Tage dauernden Prozedur, dem Kamataki, in einem Holzofen gebrannt. Der Verlauf des Prozesses entscheidet über das Gelingen oder Misslingen der Keramik. Nie hätte ich gedacht, dass das tage- und nächtelange Befeuern eines Ofens so spannend sein könnte. Doch auch die, die japanischer Töpferkunst überhaupt nichts abgewinnen können, kommen auf ihre Kosten. Takuma lebt die Tradition der Töpfer, in der das Wissen von Meister zu Schüler weitergegeben wird, auf seine unkonventionelle Weise traditionell. Ken lernt, in dieser Lebensweise seinen Platz zu finden, gebraucht zu werden, und sieht seinen Onkel während einer Reise nach Tokyo, wo er seine Keramik ausstellt und verkauft, aus dieser Tradition ausbrechen – Karaoke und leichte Mädchen – seine Ehefrau betrügen. Doch auch das ist Ritual zwischen Mann und Frau. Die Frau bekommt ein Geschenk bei der Rückkehr, Zeichen und Entschädigung und Ken entdeckt ein anderes Zeichen, das die Witwe des alten Meisters, die bei Takuma lebt, vor ihre Tür setzt, wenn sie erotischen Besuch erwartet. Der jetzige Meister hat vom alten Meister die Verpflichtung übernommen, für dessen Frau zu sorgen und der junge Eleve lernt eine neue Moral, älter als die Liebe, die er noch nicht gefunden hat.

Fazit: Kamataki hilft, wenn eine neue Haltung zum Leben, der Kunst, der Liebe gebraucht wird.

Über Greta

Greta Buchholz studierte Theaterwissenschaft, Psychologie und Germanistik an der FreienUniversität Berlin. Ich interessiere mich besonders für Fiktionsbiografien, dafür, wer in welcher Lebenssituation welche Geschichten bevorzugt und auf welche Weise Fiktion unser Leben bereichert.
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