Filme über alte Leute II

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Die Alten in der Komödie „Wir sind die Neuen“ von Ralf Westhoff sind nicht richtig alt: beginnendes Rentenalter vielleicht, nicht sichtbar berufstätig jedenfalls, und wir bekommen sie auch nicht mit der mit dieser interessierten Anteilnahme präsentiert wie in „Quartett“ oder „Young@heart„. Diese „Neuen“, die sich der Studenten-WG über ihnen erwartungsvoll vorstellen sind so wie wir, nur, dass sie beschlossen haben aus Kostengründen und um an alte Zeiten anzuknüpfen, wieder zusammenzuziehen. Ursprünglich waren sie fünf in der WG gewesen, mit 60 noch WG-willig sind Barbara, Biologin und Vogelschützerin, Johannes, freiberuflicher Rechtsanwalt, dessen Klienten hauptsächlich aus nicht zahlenden Hilfsbedürftigen bestehen und Eddie, der sich gut mit Frauen auskennt, aber keine hat. Sie verbindet, dass sie ihren Status nie über Haus, Frau, Yacht, Auto definiert hätten. Das kam nie in Frage. Mit den Studenten, die für mein Gefühl zu eindimensional ich- und karrierebezogen gezeichnet sind, kommt es schnell zum Konflikt, weil die Neuen zu laut und zu kontaktfreudig sind. Die Handlung wird dann, bei durchaus witziger Dialogführung, schnell vorhersagbar. Die Alten helfen den Jungen, als diese in Schwierigkeiten geraten und die Jungen haben auch ein paar gute Tipps parat. Doch das Spannende ist das Gedankenexperiment: wären wir heute noch WG-fähig? Nicht für die WG als Alternative zum Altersheim, sondern würden wir ohne Not aus freiem Willen mit Freunden zusammenziehen und dann auch Freunde bleiben? Einige wenige meiner Bekannten haben bis knapp 40 in der WG gewohnt. Inzwischen kenne ich niemanden meines Alters mehr, der dieses Wohnmodell bevorzugt. Was ist mit uns passiert, wie haben wir uns verändert? Johannes aus dem Film hat sich seit den 70ern nicht mal neue Klamotten gekauft, so scheint es. Wieviel Nachhaltigkeit in Lebensart und Kleidung finden wir eigentlich gut?

Fazit: „Wir sind die Neuen“ hilft, bei selbstauferlegter Spießigkeit und dem Wunsch nach nicht altersgerechter Lebensführung.

Über Greta

Greta Buchholz studierte Theaterwissenschaft, Psychologie und Germanistik an der FreienUniversität Berlin. Ich interessiere mich besonders für Fiktionsbiografien, dafür, wer in welcher Lebenssituation welche Geschichten bevorzugt und auf welche Weise Fiktion unser Leben bereichert.
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